In der Erwachsenenbildung ist die Teilhabe von Menschen mit Behinderung nur ansatzweise realisiert. Es fehlen geeignete Konzepte und passende politische Rahmenbedingungen. Ein europäisches Projekt, koordiniert von der Akademie Klausenhof, hat sich drei Jahre lang intensiv mit dem Status, mit Möglichkeiten und Grenzen von Inklusion in der Erwachsenenbildung beschäftigt.
Die Ausgangslage ist klar. Die UN-Behindertenrechtskonvention fordert ausdrücklich Inklusion von Menschen mit Behinderung auch in der Erwachsenenbildung. Aber wie kann Inklusion realisiert werden? Die Antwort des Projekts: Inklusion muss als umfassende Aufgabe betrachtet werden, Bildungschancen für alle Erwachsenen mit ihren vielfältigen Voraussetzungen, Potenzialen und Bedingungen zu organisieren. Dabei sind Menschen mit Behinderung besonders zu fördern und Teilhabebarrieren abzubauen.
Grundsätzlich ist eine Erwachsenenbildung, die ein Programm in der Annahme erstellt, dass sich Interessierte anmelden werden, vom Ansatz diskriminierend und nicht inklusiv. Denn alle, die aus unterschiedlichen Gründen nicht teilnehmen können (z.B. durch Einschränkungen der Mobilität, der Sinne oder anderer z.B. kognitiver Einschränkungen), werden vorab ausgegrenzt. Voraussetzung für Teilhabe ist, so Projektkoordinator Dr. Michael Sommer von der Akademie Klausenhof, eine proaktiv inklusive Programmplanung. „Erwachsenenbildung ist nicht nur für diejenigen gedacht, die gut laufen, hören und sehen können.“ Gleichzeit ist darauf zu achten, dass die Räume möglichst barrierearm sind, einschließlich z.B. der Beleuchtung oder die Akustik im Raum, die Verständlichkeit der Lehrkräfte oder die Zugänglichkeit.
Ein wichtiger Punkt ist die Qualifikation der Mitarbeitenden. Lehrkräfte sollten sich in der Ausbildung mit Inklusion beschäftigen und sich entsprechend weiterbilden können. Nötig ist, dass entsprechende Curricula überhaupt entwickelt und getestet werden. Neben inklusiver Didaktik gehört auch ein inklusives Bildungsmanagement dazu. Dabei werden aber auch große Herausforderungen und er Inklusionsarbeit für viele Einrichtungen deutlich. Zu hohe Arbeitsbelastung, zu geringe öffentliche Mittel oder schlechte Bezahlung von Dozent*innen führen dazu, dass die sehr kleine Gruppe der Menschen mit Behinderung kaum beachtet wird. Auch stellen die politischen Rahmenbedingungen und die öffentliche Förderung von inklusiven Kursen eine große Hürde dar. Oft gibt es keine besonderen zusätzlichen Zuschüsse für die Teilnahme von Menschen mit Behinderung. Jedes Engagement werde so zum finanziellen Verlust für die Einrichtung.
Um Anregungen zu geben, wie Inklusion in der Erwachsenenbildung besser gelingen kann, hat das Projekt verschiedene Materialien entwickelt: Das Analysetool, mit dem die eigenen Potenziale, Kooperationsmöglichkeiten und der regionale Bildungsmarkt überprüft werden können sowie ein Leitfaden richten sich konkret an das Management. Eine umfangreiche Broschüre mit Praxisempfehlungen und ein Online-Lerntool sind für die pädagogischen Lehrkräfte gedacht. Darin enthalten ist auch eine umfangreiche Checkliste zur Barrierefreiheit. Schließlich beschäftigt sich ein Politikpapier mit den politischen Rahmenbedingungen in den jeweiligen Ländern und stellt konkrete Forderungen auf.
Das Projekt wurde über das Programm Erasmus+ gefördert. Teilgenommen haben folgende Partner: die europäische Dachorganisation für Erwachsenenbildung EAEA und die deutsche Arbeitsgemeinschaft für Katholische Erwachsenenbildung KEB, biv integrativ, das bereits inklusiv in der Erwachsenenbildung arbeitet (Österreich), die Bildungseinrichtungen KatHaz (Ungarn), Geoss (Slowenien), Agora (Spanien), Active Citizens Partnership (Griechenland) sowie Future in Perspective (Irland). Die Produkte können alle kostenfrei genutzt werden und sind über die Homepage https://www.inclusion-adult-education.net/ abrufbar.